Bitchy Resting Face – oder das Gesicht einer Frau ist kein Grund für eine weitere Differenzierung

Ich habe in der letzte Zeit schon öfter über das “Bitchy Resting Face” gehört.
Plötzlich, nunja nicht sooo plötzlich, aber ihr versteht was ich meine, ist es auf einmal akzeptabel, Menschen nach ihren Gesichtszügen, nach der Art und Weise wie sie lachen, lächeln, schauen und überhaupt sind einzuordnen. Vor allem, und das ist wieder etwas was mich in den Wahnsinn treibt, sind es fast ausschließlich wieder Frauen, die das ganze trifft.
Ich dachte wir hätten solche einseitigen Differenzierungen in der westlichen Welt längst abgeschafft. Menschen sind unterschiedlich, jeder hat seinen eigenen genetischen Koffer bei sich. Wir laufen durchs Leben, mit unterschiedlichen Aussehvorraussetzungen, jeder von uns hat eine andere Haut (ich spreche hier nicht nur von der Farbe! Was eine völlig normale Tatsache ist!), andere Augen-, Mund-, Kinn-, Nasenfarbe, -form, vielleicht auch -größe usw.
Ich thematisiere hier wohl gemerkt nur die Gesichtszone. Eigentlich nichtmal das, denn das Thema ist meiner Meinung nach so aus dem Rudern geraten, sie wird heutzutage so oft thematisiert und ihr wird soviel Aufmerksamkeit geschenkt, dass man fast aus den Augen verlieren kann/verloren hat, dass es sich dabei wieder nur um negative, unseriöse und unüberlegte Differenzierung (in dem Sinne einer gefährlichen Ideologie – wie Rassismus und Sexismus–) handelt, und wir alle wissen wohin solche Differenzierungen führen können.
Sehe ich so aus als wäre ich traurig? Vielleicht bin ich es, vielleicht aber auch nicht! Wie wäre es wenn man, statt etwas anzunehmen, sich mit mir/dem Menschen mal eine Minute auseinander setzt. Das bedeutet, erstmal die ethnozentrische Brille (ein Begriff aus der interkulturellen Forschung, denn mir fiel gerade keine andere Bezeichnung ein, – ich bin mir aber sicher, dass die Psychologie eine bessere, in der Bedeutung gleiche hat) abzulegen und sich einem Menschen völlig frei von den eigenen, ob eingrenzenden oder nicht, Sichtweisen zuzuwenden und diesen erstmal mit einem “Hallo, wie geht’s” anzusprechen. Derjenige wird in den meisten Fällen einen “Gut” rauslassen, denn in der heutigen Gesellschaft ist alles andere fast nicht mehr erlaubt. Keiner hat mehr Zeit für (live-)Gespräche. Die kann man doch per Whatsapp, Facebook usw. versteckt hinter dem Bildschirm unserer Scham haben. Aber es wird euch wundern, dass es immernoch Menschen da draußen gibt, die sich auf ein Gespräch einlassen würden und ihr erfahrt aus erster Hand ob traurig, müde, deprimiert sind, und man muss nicht sinnlose Annahmen über das Aussehen dieses Menschen machen.

Lasst uns mal kurz zurück zum eigentlichen Thema kommen. Wieso spricht man über diesen “Terminus” in der weiblichen Form und findet es bei Frauen? Wieso ist das so dringend nötig?
Ein Mann sieht nie traurig traurig sondern ernst aus, sein Gesicht ist nicht gealtert und die Züge sind deswegen nicht gefallen sondern nur markanter geworden, aber eine Frau wird plötzlich nur deswegen als deprimiert (um nett zu bleiben) dargestellt.
Das Traurige ist, dass viele (Männer und Frauen!) die Bezeichnung jetzt als eine Ausrede für alles Mögliche benutzen!
Eine Blume ist schön, egal welche Farbe, Form und Größe sie hat, wieso sollen Menschen das nicht sein können?