Über Demonstrationen und Gegendemonstrationen

So, ich war letzte Woche auf die Anti-Pegida&Co.-Demo.

Sooo viele neue Eindrücke, Gefühle und Erkenntnisse.

Morgen ist die nächste Demo und ich hatte entschieden diesmal nicht mehr teilzunehmen.
Ich habe es für mein Wohlbefinden entschieden und auch noch deswegen weil ich der Meinung bin, dass diese „Wesen“ nicht noch mehr Aufmerksamkeit meinerseits bekommen sollen.
Sie habe es geschafft, dass ich mich als Mensch unsicher in meiner Umgebung, meinem Leben fühle, zusätzlich zu all den anderen „Problemen“, die ein Mensch hat oder bekommt, wenn man wählt weit von seiner Kultur und Familie zu leben. Allerdings fällt diese Entscheidung unter die allgemeinen Menschenrechte, und diese sind im 21. Jahrhundert von keinem anderen Menschen einer zivilisierten Welt widerlegbar, genauso wenig wie das Recht zu atmen.
Zurück zum Recht frei seine Meinung zu äußern. Wahr, das ist auch ein Grundrecht eines Menschen des 21. Jahrhundert. Dieses Recht hat je nach vertretener Meinung mehr oder weniger negativen Impact auf Menschenleben – siehe Hitlers Welt- und Lebensansicht.
In der Zeit vor und während des Nationalsozialismus hat die intellektuelle (zumindest ein großer Teil davon) Schicht in Deutschland gewählt passiv zu sein. Als mir diese Tatsache bewusst wurde wurde ich als Mensch wütend, und ich habe mich gefragt wie so etwas möglich sei, wieso Menschen dem Leid anderer Menschen reglos zuschauen würden. Die Antwort ist sehr simpel: Angst, menschliche Schwäche und Feigheit.
Was nun?
Sollten wir uns nun jeden Montag für Stunden gegestellen, ein paar Tausende gegen einer Handvoll verwirrten Menschen, die in ihrer Frustration (egal ob diese physischer oder psychischer Natur ist) meinen sie hätten das Recht über die Religion, Kultur und Lebensansichten anderer zu urteilen oder diese zu vertreiben? Eine oder besser gesagt mehrere Städte belagert für Stunden, Vulgaritäten, Gewalt (physische und psychische), unnötige Energie sinnlos zu verbrennen für fünf Minuten Genugtuung für das Gehirn begrenzter Wesen – denn das ist ein Wesen das nicht in der Lage ist sein Gehirn zu benutzen.

Sollen wir uns all dem und mehr jede Woche entgegen stellen? Mir war das zu dumm, zu traurig, zu bescheuert. Ich muss glauben und brauche diese Sicherheit, dass man im 21. Jahrhundert, in einer westlichen Kultur, nach all den Kriegen in der Lage ist sich mit jeglichen Problemen durch friedlichen Kommunikation auseinanderzusetzen.
Demonstrationen sind auch einer Art Katharsis, allerdings dauert diese oft nicht lange genug für ein menschliches Wesen, sie sind nur eine provisorische Lösung. Menschen sollen für ihre Probleme eher nach Lösungen suchen, die in ihrer unmittelbarer Nähe sind oder in ihrer Kraft liegen. Das ist oft sehr schwer, aber dies ist kein Grund in radikalen Denkweisen zu fallen, anderen Menschen für die eigene Misere und Unfähigkeit die Schuld zu geben.
Ja, es muss Gegendemonstrationen geben. Ja, ich werde wohl wieder hin gehen und friedlich gegendemonstrieren. Aber ich stelle mir immer noch die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Ich stelle mir die Frage wieso so viele Menschen in der Vergangenheit sterben mussten, um gegen die Nazis und Andere ihrer Sorte zu kämpfen, wenn ihren Vertretern in einer zivilisierten Gesellschaft des 21. Jahrhundert immer noch und immer wieder erlaubt ist, Chaos zu verbreiten und womöglich die Geschichte wiederzuerwecken?
Die Notion des Unkrauts gibt es überall. Allerdings sollte man meinen, Menschen seien in der Lage, sich dessen durch Denken und Bildung zu entziehen. Allerdings ist das wohl nicht bei allen der Fall.

Wieso? Die Antwort ist hier wieder simpel: sie denken nicht und bilden sich nicht gut genug – wichtige Säulen für weitere wichtige Elemente eines menschlichen Lebens wie Empathie und Toleranz. Hier liegt auch meine Antwort, wieso wir, der Rest, die noch Mehrheit, gegendemonstrieren, uns weiterbilden und entwickeln sollen, um die Geschichte sich nicht wiederholen zu lassen.