Er saß da auf der Bank, schon seit zwei oder drei Tagen. Störte niemandem dabei. Bei sich hatte er einen Einkaufswagen und ein paar Taschen, in denen er wohl sein Besitzt verstaut. Morgens in der Früh sah man ihn auf der Bank liegen. Am Nachmittag saß er einfach, mit den Händen auf dem Schoss, fast so als ob sie für ein Gebet verschränkt wären.
Wo kommt er her? Was ist seine Geschichte?
Heute ist es schön draußen, die Sonne strahlt, man könnte fast meinen der Frühling sei da. Aber was macht er Nachts oder an den Tagen, an denen die Sonne aus ihrem Versteck nicht raus möchte? Natürlich hast du ihn auch an diesen Tage bemerkt. Du bist von deinem Bürostuhl aufgestanden um dir die Heizung an zumachen und dein Blick blieb auf ihn fixiert.
Bald wird dir deine Heizung eine mollig, schöne Wärme verteilen, aber wo bleibt seine Heizung, seine Wärme?
Du stehst nochmal auf, um aus dem Fenster zu schauen. Er ist nicht da, auf seiner Bank sind nur zwei oder drei Flaschen geblieben. Aber warte. Der Einkaufswagen ist noch da.
Vielleicht musste er nur kurz weg, denkst du dir und nimmst dir vor in zehn Minuten nochmal aufzustehen, um nach ihm zu schauen.
Du bist vielleicht neugierig und wüsstest gerne seine Geschichte, aber du bist entweder zu feige oder du hast zu viel Angst, um raus zu gehen, dich neben ihn hinzusetzen und zu fragen. Er könnte verrückt, verbissen sein oder einfach seine Ruhe haben wollen, aber er würde vielleicht auch mit dir sprechen wollen.
Du stehst wieder auf, um auf dem Fenster schauen zu können. Er ist wieder da. Sitzt genau in der gleichen Stellung und Richtung wie davor. Lässt vielleicht die Sonne seinen Rücken wärmen, oder er hat sich bewusst mit dem Rücken zu dem Bauernmarkt gedreht, weil er Hunger hat, wer weiß. Du nicht, weil du doch zu Feige bist, um dein gut gewärmtes Zimmer zu verlassen, raus zu gehen und ihm ein warmes Getränk anzubieten, wenn nicht schon nach seiner Geschichte zu fragen. Feige und ängstlich.
Vielleicht nichtmal vor ihm, sondern davor seine Geschichte zu hören.
Vielleicht hast du Angst davor nichts tun zu können, vorausgesetzt natürlich du würdest es wollen.
Vielleicht würde auch ein heißes Getränk und ein Sandwich reichen. Oder vielleicht würde er doch nichts annehmen wollen.
Vielleicht ist jetzt nicht mehr wichtig, du bist doch zu feige...
